Wie verändert die Stadt den Körper, die Haut, das Kleid der Menschen?
Und umgekehrt: wie trägt das Zusammenleben von Menschen in urbanen
Räumen dazu bei, die Oberfläche, die Textur, „die Haut“ der Stadt zu
verwandeln?
Mit ihren Räumen und Beziehungsnetzen sowie mit ihren Figuren und Mythen
trägt die Stadt zu einer urbanen, sich stets verändernden Konzeption
von Kleidung und Mode als Zeichensystem bei. Ihrerseits nimmt Mode
Einfluss auf ökonomische, urbanistische und kommunikative Aspekte vieler
Städte und steuert eine „leichte“, dynamische und mobile Konzeption der
Stadt bei, in deren Kontext die tägliche Einnahme verschiedener
transkultureller und raumübergreifender Identitäten möglich ist.
So verweisen unterschiedliche gestalterische Diskurse - im Dialog mit
der Stadt - auf die Möglichkeit einer gemeinsamen Sprache der Formen
und der Funktionen, in deren Mittelpunkt der Körper, seine
unterschiedlichen Hüllen sowie seine vielseitige Verbindung zum Raum
stehen. Zwischen bekleidetem Körper und Stadt, zwischen organischen,
textilen und urbanen Oberflächen wird dabei ein komplexes System von
Bezügen postuliert: Kleider werden als Häuser und Häuser als Kleider
gedacht; Deklinationen des Textilen werden dazu benutzt, Räume
vorübergehend zu verändern und „weiche“, hautähnliche Architekturen zu
gestalten.
Das Theorieseminar problematisiert aus der Perspektive der
Modesoziologie bzw. der Modetheorie die Beziehung zwischen Kleidung und
Stadt in diversen zeiträumlichen Zusammenhängen. Analysiert werden
diesbezüglich aussagekräftige Positionen im Kontext der Theorie sowie in
der Praxis von Mode, Architektur, Textildesign und Kunst, welche dazu
beigetragen haben, Form, Funktion und Bedeutung „urbaner Oberflächen“ zu
überdenken und diese in ein neues Verhältnis zueinander zu stellen.
Fokussiert wird überdies auf die gegenseitige Definition zwischen
bestimmten Kleidungsstücken und -funktionen einerseits und besonderen
sozialen Konstellationen bzw. Kommunikationsprozessen des Urbanen
andererseits. Die Rolle von Medien und Technologien bei der Gestaltung
neuer Interaktionen zwischen Kleidung, Körpern und Räumen wird im
Seminar ebenfalls debattiert.
* Das Seminar begleitet und unterstützt das Entwurfsprojekt III Urban
Fabric von Prof. Christiane Sauer, Fachgebiet Textil- und
Flächendesign.
- Manager: Antonella Giannone