Design als Forschung
- Zur Ästhetik der Veränderungen

Die Moderne, so wie ich sie verstehe, ist ein Dispositiv der Veränderungen. Ihr Name sagt: Wir wollen in einem anderen Modus leben, anders als wir es bisher gewohnt sind. Ist das so? Vielen geht die Wiederholung des Ewig-Gleichen auf die Nerven oder sehen ein Ende der Geschichte. Denn Veränderungen finden oft nur auf der Oberfläche statt und ist es nicht gerade die moderne Gestaltung, die es in dieser Oberflächlichkeit zu einiger Meisterschaft gebraucht hat?
Anderseits wird dem moderne Kapitalismus eine "schöpferische Zerstörung" attestiert und in den gegenwärtigen Geschäftsmodellen stehen disruptive Innovationen hoch im Kurs.

Wie tief müssen gestalterische Eingriffe reichen, damit sie alltägliche Routinen nicht nur variieren, sondern Verhaltensmuster an ihren Entstehungsgründen berühren und anders ausrichten?

Der Kurs soll alle Studierende dabei unterstützen, Verhaltensänderungen in den Fokus ihrer Entwurfsprojekte zu rücken, und zwar günstigenfalls der Entwurfsprojekte, die parallel in den Designfachgebieten entstehen.

Derartige Verhaltensänderungen betreffen nicht allein den sogenannten "Endverbraucher" oder User, sondern alle Akteure, die Kommunikationsverhältnisse institutionalisieren oder an der Herstellung, dem Vertrieb, der Kommunikation, dem Gebrauch, Verbrauch und am Recycling von Produkten beteiligt sind.

In diesem Kurs wird das Problem bewegt, dass die Änderung von Verhaltensmustern, wenn sie, wie im Design üblich, Top Down erfolgt, in der Gefahr steht, leicht zu Gefolgschaft zu verführen und ein selbstbestimmtes, souveränes Verhalten zu verfehlen.

Forschung heisst hier, die Beziehung von Entwurf und Verhalten sowohl theoretisch an Entwürfen als auch praktisch im Entwerfen zu erkunden.

Dazu werden Methoden der Designkritik vermittelt und an konkreten Artefakten geübt. Wir werden unterschiedliche Eco-Design-Tools auf deren Leistungsfähigkeit und Praktikabilität untersuchen und sie - wenn erforderlich - so "dekonstruieren", dass sie in die persönlichen Entwurfsstile einer/eines jeden integriert werden können. In diesem Zusammenhang findet vom 15.05.2015 bis 17.05.2015 eine Workend unter Leitung von Nikolaus Marbach www.ecodesigntool.com statt. Die Teilnahme an diesem Workshop ist Bedingung für den erfolgreichen Abschluss dieses Kurses.

Im günstigen Fall eröffnet der Fokus auf Verhaltensänderung konzeptionelle Horizonte, verstärkt die Plausibilität konzeptioneller Überlegungen oder erhöht die Akzeptanz der Entwurfslösungen in solchen Kontexten von Produktion und Konsumtion, die einen sorgsamen, behutsamen Umgang mit Ressourcen anstreben und auf die Ermutigung von Akteuren zu selbstbestimmtem Handeln zielen.

Ergebnis des Kurses ist eine Dokumentation, in der folgende Themen bearbeitet werden: die Kritik an Designlösungen, die das Verhalten nur bespielen, oder die Aufklärung von Designstrategien, die das Verhalten ändern; die Darstellung der eigenen Vorgehensweise im Entwurf, in der die Änderung von Verhaltensmustern zum Entwicklungsmoment der Konzeption, Gestaltung und Implementierung gemacht wurde; sowie eine kurzes Präsentationsmodul, in dem die erfolgreiche Bearbeitung dieses Aspektes kommuniziert wird.